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Qualität

Lebensqualität und Wohlbefinden

In der Begleitung und Versorgung demenziell erkrankter Menschen geht es vorrangig darum, kontinuierlich und intensiv die Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner und ihrer Angehörigen im Auge zu behalten.

Die vier Hauptdimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sind:

  1. Körperliches Wohlbefinden: Hierunter ist das wahrgenommene und beobachtete reibungslose oder gestörte Funktionieren des Körpers zu verstehen.
  2. Funktionelles Wohlbefinden: Dieses umfasst die Befähigung der Bewohnerin oder des Bewohners zu Tätigkeiten, die zur Befriedigung ihrer/seiner persönlichen Bedürfnisse, zum Verfolgen ihrer/seiner Ziele und zur Erfüllung ihrer/seiner sozialen Rolle notwendig sind.
  3. Emotionales Wohlbefinden: Dieses spiegelt sowohl positive Affekte (Wohlbefinden) als auch negative Affekte (Leid) wider.
  4. Soziales Wohlbefinden: Diese Dimension umfasst ganz unterschiedliche Elemente, von der Wahrnehmung sozialer Unterstützung über die Aufrechterhaltung von Freizeitaktivitäten und Familienleben bis zur Intimsphäre, einschliesslich der Sexualität. (Leplege & Debout, 2007)

Betreuungs- und Behandlungsqualität

Da mit fortschreitender Demenz die Fähigkeit zur selbständigen Gestaltung des eigenen Lebens zunehmend verloren geht, wird die Lebensqualität ganz entscheidend durch die Betreuungsqualität beeinflusst bzw. bestimmt. Hohe Betreuungsqualität unterstützt gute Lebensqualität. Betreuung verfolgt das Ziel, das Person-Sein des demenzkranken Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Betreuung soll sich an der Biografie des Menschen mit Demenz orientieren und gleichzeitig auf die aktuelle Lebenssituation mit den verbliebenen Kompetenzen abgestimmt sein. Dadurch erhält und sichert sie Gewohnheiten, befähigt den demenzkranken Menschen, Entscheidungen zu fällen, und vermittelt Akzeptanz und Wertschätzung. Die Alltagsgestaltung (z. B. Aktivierungsangebote) nimmt dabei einen wichtigen Stellenwert ein. Entscheidend ist jedoch eine personenzentrierte, fürsorgende Haltung der Betreuungspersonen und Angehörigen gegenüber den demenzkranken Menschen. In frühen Phasen der Demenz stehen die begleitete Auseinandersetzung mit der Krankheit und die Unterstützung der selbständigen Lebensführung im Zentrum der Betreuung. In der mittleren Phase der Demenz werden die Unterstützung in den Aktivitäten des täglichen Lebens und die Assistenz der Autonomie des demenzkranken Menschen immer wichtiger. Bei schwerer Demenz wird die Teilhabe und damit die Partizipation während der pflegerischen Handlungen, z. B. beim Essen, immer wichtiger. Durch partizipatives Handeln wird nicht nur die Funktionalität bis zum Lebensende, sondern auch die Berücksichtigung von individuellen Bedürfnissen gesichert sowie das Erleben von Selbstwirksamkeit im Alltag ermöglicht. Kann sich die Bewohnerin oder der Bewohner verbal nur noch sehr reduziert ausdrücken, ist neben einer differenzierten Beobachtung der Pflegesituation auch eine kritische Reflexion der eigenen Werte und der Haltung der Betreuungspersonen und Angehörigen erforderlich. Diese sollen sich immer wieder die Frage stellen, ob bei ihrem Handeln wirklich die Bedürfnisse und Wünsche des von ihnen betreuten Menschen und nicht ihre eigenen im Vordergrund stehen. Insgesamt ist die adäquate Betreuung und Behandlung von Menschen mit Demenz eine ausserordentlich anspruchsvolle Tätigkeit. (SAMW/ASSM, 2017) Wir sind bestrebt, diese Aufgabe einer ausreichenden Zahl gut geschulter Gesundheitsfachpersonen anzuvertrauen.