Mitgliederbereich

Einbezug der Angehörigen

Vom Zeitpunkt der Einschreibung in unserer Einrichtung an kommt Angehörigen und anderen Bezugspersonen für die Erfassung der persönlichen Anamnese, die für die Pflegeplanung unabdingbar ist, eine wichtige Rolle als Auskunftspersonen zu.

Weiter legen wir im ferneren Krankheitsverlauf, wenn es darum geht, das Verhalten der demenzkranken Person zu verstehen, grossen Wert auf das Wissen der Angehörigen.

Für den Einbezug der Angehörigen in Behandlungsentscheidungen ist die Zustimmung der demenzkranken Person erforderlich, solange diese urteilsfähig ist. Ist dies nicht mehr der Fall, kommt bestimmten Angehörigen automatisch die gesetzliche Vertretungsfunktion zu, sofern die demenzkranke Person keine Stellvertretung ernannt hat und keine Beistandschaft mit einem Vertretungsrecht in medizinischen Angelegenheiten besteht.

Problematisch kann die Stellvertretungsfunktion der Angehörigen allenfalls dann werden, wenn diese ihre eigenen Werte und Vorstellungen bewusst oder unbewusst in den Vordergrund stellen. Dies kann dazu führen, dass die sich möglicherweise im Verlauf der Erkrankung verändernden Bedürfnisse der erkrankten Person nicht erkannt oder fehlinterpretiert werden. Wenn entsprechende Hinweise bestehen, fragen wir kritisch nach und suchen den Dialog.

Unsere Interventionen bei Angehörigen bestehen, je nach verfügbaren Ressourcen, in Folgendem: (Bruneau, Ménard, Voyer et al., 2013)

–            Wir erkundigen uns bei ihnen, ob sie das Verhalten der betroffenen Person als problematisch empfinden.

–            Wir begleiten und unterstützen sie.

–            Wir klären sie über BPSD auf und stärken ihre Fähigkeiten in Bezug auf deren Prävention und den Umgang damit.

–            Wir bringen ihnen nahe, dass BPSD unbefriedigte Bedürfnisse widerspiegeln.

–            Wir informieren sie über die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sowie über Selbsthilfegruppen, an die sie sich wenden können.

Mithilfe der Angehörigen gewinnen die Mitarbeitenden unserer Institution Einblick in die Vorlieben, die früheren Gewohnheiten und die Lebensgeschichte der betroffenen Person. Die mittels Fragebogen gewonnenen Auskünfte zur persönlichen Anamnese der Bewohnerin /des Bewohners tragen zur Prävention und Behandlung von BPSD bei. (Bruneau, Ménard, Voyer et al., 2013)

Weiter erhalten Angehörige und Betreuungspersonen von uns praktische Ratschläge für die Kommunikation mit der neurokognitiv beeinträchtigten Person: (Rushford, 2009)

–            Vermeiden Sie Diskussionen, Auseinandersetzungen, geschlossene Fragen sowie direkte Negativanweisungen.

–            Reagieren Sie auf den emotionalen Inhalt einer Botschaft, auch wenn Sie nicht verstehen, was die Person sagt.

–            Vermeiden Sie es, nachzuhaken, ob die Person sich an bestimmte Dinge erinnert, und versuchen Sie nicht, zu Beginn oder am Ende eines Gesprächs Fragen einzuwerfen wie: «Weisst du das?» oder «Erinnerst du dich noch?».

–            Sprechen oder handeln Sie niemals, als wäre die Person nicht da, auch wenn diese Sie nicht verstehen kann.

–            Behandeln Sie die Betroffene, den Betroffenen immer wie eine erwachsene Person.

–            Greifen Sie so oft wie möglich auf Berührungen und nonverbale Kommunikation zurück.

–            Seien Sie humorvoll.

–            Halten Sie die normale Gesprächsstruktur ein (Gesprächspartner sprechen immer abwechselnd).

–            Vermeiden Sie weitestgehend Ablenkungen, sprechen Sie klar und von Angesicht zu Angesicht mit der betroffenen Person.

–            Lassen Sie der Person genug Zeit zu antworten.

Nicht zuletzt erteilen wir auch praktische Ratschläge für den Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen:

–            Bewahren Sie Ruhe.

–            Leiten Sie das Verhalten um.

–            Wirken Sie beruhigend auf die Person ein.

–            Wenn die Person nicht versteht, wiederholen Sie das Gesagte mit anderen Worten.

–            Hinterfragen Sie Ihre Vorgehensweise (passen Sie die Aufgaben an den Zustand der Person an).

–            Reagieren Sie auf die emotionale Botschaft in den Äusserungen der Person.

–            Wenn Sie das Gesagte nicht verstanden haben, prüfen Sie nach (bestätigen Sie den angesprochenen Gesichtspunkt).

–            Rufen Sie bestimmte Situationen in Erinnerung (ermutigen Sie die Person, sich zu erinnern).

–            Spiegeln Sie in Ihren eigenen Gesten und Worten die Gefühle der Person wider.

–            Bekräftigen Sie positives Verhalten und verstärken Sie es auf diese Weise.