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Assessmentinstrumente

Demenzspezifische Assessmentinstrumente sind für eine standardisierte Beurteilung und Qualität der Betreuung, Behandlung und Pflege von Menschen mit Demenz zentral.

Handlungsbedarf zeigt sich insbesondere bei den drei Syndromen Depression, Delir und BPSD (behaviorale und psychologische Symptome der Demenz). Sie kommen in der ambulanten und stationären Langzeitpflege häufig vor und stellen eine besonders Herausforderung dar. (BAG, Oktober 2019)

Die regelmässige Durchführung geeigneter Assessments soll auch das Verständnis der Betreuenden für die Situation von Menschen mit Demenz verbessern («Verstehende Diagnostik») und ihnen helfen, besser damit umzugehen, wenn Betroffene beispielsweise Pflegemassnahmen ablehnen. So lassen sich die psychische Belastung auf beiden Seiten sowie der zeitliche Pflegeaufwand reduzieren. Erkenntnisse aus Assessments können Betreuenden und Pflegenden in der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit zudem als Argumentationshilfe dienen, beispielsweise zum Begründen eines Einsatzes medikamentöser Therapien.

Bereits geringe Ausprägungen von Depression, Delir und BPSD haben Konsequenzen für die Betroffenen. Grenzwerte als Indikator dafür, wann reagiert werden sollte, sind deshalb nicht zielführend. Sinnvoll ist ein regelmässiger Einsatz von Assessments bei beobachteten Veränderungen des Affekts und des Antriebs.

Sind qualifizierte Pflegefachpersonen nicht verfügbar, soll auch Assistenz- und Hilfspersonal ein Assessment durchführen können.

Die Resultate eines Assessments sollen der zuständigen Ärztin resp. dem zuständigen Arzt gezeigt werden. So kann verhindert werden, dass Bewohnerinnen und Bewohner still mit Depression, Delir oder BPSD leiden. (BAG, Oktober 2019)

  • Mini-Mental-Status (MMS) bzw. Mini-Mental-Status-Test (MMST) oder Folstein-Test: ein Test zur Bewertung der kognitiven Funktionen und der Merkfähigkeit einer Person. Bei Verdacht auf Demenz dient der Mini-Mental-Status-Test zur diagnostischen Orientierung. Er kommt insbesondere im Rahmen des Alzheimer-Screenings zum Einsatz.
  • MoCA-Test: Das Montreal Cognitive Assessment (MoCA) wurde zur Evaluierung leichter kognitiver Dysfunktionen entwickelt. Der Test bewertet folgende Funktionen: Aufmerksamkeit, Konzentration, Exekutivfunktionen, Gedächtnis, Sprache, visuokonstruktive Fähigkeiten, Abstraktionsfähigkeit, Rechnen und Orientierung Die Durchführungszeit beträgt ca. 10 Minuten.
  • Uhrentest: ein psychometrischer Schnelltest zur Bewertung mehrerer kognitiver Funktionen.
  • Confusion Assessment Method (CAM): ein spezifisches Instrument zur Erkennung akuter Verwirrtheitszustände. Es liefert auch in der Hand von Ärztinnen/Ärzten ohne psychiatrische Spezialisierung hervorragende Ergebnisse.
  • Delirium Observation Scale (DOS): ein 25 Fragen umfassendes Instrument zum Delir-Screening durch Beobachtung. Es erleichtert die Delir-Früherkennung anhand der DSM-IV-Kriterien, basierend auf den Beobachtungen des Fachpersonals im Rahmen der normalen Pflegekontakte.
  • Pittsburgh Agitation Scale (PAS): Diese findet Anwendung bei Betroffenen mit degenerativer Demenz aller Schweregrade. Die Pittsburgh-Skala berücksichtigt vier Aspekte der Agitiertheit: abnormale stimmliche Äusserungen, motorische Agitiertheit, Aggressivität und Widerstand gegen Pflege.
  • Cohen-Mansfield-Skala: eine spezifische Bewertungsskala für Agitiertheitszustände.
  • Hamilton-Angst-Skala: Die Hamilton-Angst-Skala umfasst 14 Elemente, die alle Bereiche psychischer, somatisch-muskulärer, viszeraler und kognitiver Angstsymptome sowie Schlafstörungen und depressive Verstimmung abdecken.
  • Hamilton-Depressionsskala: Die Hamilton-Depressionsskala, auch als Hamilton-Test bezeichnet, ist ein Fragebogen zur Einschätzung des Schweregrades einer Depression. Sie berücksichtigt Aspekte wie Angst, Schlaf, Gemütslage oder den körperlichen Allgemeinzustand. Jeder Antwort der zu beurteilenden Person wird ein Punktwert zugeordnet; anhand der Gesamtpunktzahl kann der depressive Zustand beurteilt werden.
  • Cornell-Depressionsskala: Diese Skala erleichtert das Screening auf Depressionen bei Menschen mit bereits bestehendem Demenzsyndrom und einer MMST-Gesamtpunktzahl unter 15. Nach Möglichkeit wird sie im Rahmen einer ca. 10-minütigen direkten Befragung der betroffenen Person eingesetzt, eignet sich aber auch für eine etwa 20-minütige Fremdevaluation mit den Angehörigen.
  • Geriatrische Depressionsskala (GDS): Die GDS dient zur Bewertung von Depressionen bei älteren Menschen.
  • GDS-Kurzevaluation: Die Geriatrische Depressionsskala (GDS) ist ein Selbstevaluationsinstrument zur Erkennung von Depressionen bei älteren Menschen.
  • EOCA-Evaluation: Die Échelle d’Observation des Comportements Agressifs (EOCA) lehnt sich weitgehend an die von Yudofsky und seinen Mitarbeitern entwickelte Overt Aggression Scale (OAS) an. Damit soll die Qualität der Beobachtungen von Pflegenden verbessert und gleichzeitig die OAS einerseits als pluridisziplinäres Medium sowie andererseits als Mittel zur Kommunikation mit der betroffenen Person eingesetzt werden.
  • ECPA-Schmerzen: Die Échelle Comportementale pour Personnes Agées (ECPA) ist ein Instrument zur verhaltensbasierten Fremdevaluation von Schmerzen bei älteren Menschen mit Sprachstörungen, das sich auf Mimik, Körperhaltung, Verhalten und beziehungsrelevante Faktoren stützt.
  • PAINAD-Skala: Instrument zur Beurteilung von Schmerzen bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz. Sie umfasst 5 Fragen (Atmung, negative stimmliche Äusserungen, Gesichtsausdruck, Körpersprache, Reaktion auf Zuwendung), die mit einer Punktzahl von 0 (= schmerzfrei) bis 2 bewertet werden. Die Skala kann sowohl in Ruhe als auch während der Pflegehandlungen eingesetzt werden und erfordert keine Vorkenntnis der üblichen Reaktionen der betroffenen Person.
  • Algoplus-Skala: Die ALGOPLUS-Skala wurde speziell dafür entwickelt, akute Schmerzen bei älteren Patientinnen und Patienten erkennen und behandeln zu können, wenn eine zuverlässige Selbstevaluation in keiner Form praktikabel ist (Störung der verbalen Kommunikation).

Das BESA-System enthält ferner die Cognitive Performance Scale (CPS), die Auskunft gibt über die kognitiven Fähigkeiten der Beurteilten. Diese Skala umfasst 7 Stufen, von 0 bis 6  (0 = keine Störung / 6 = schwere Störung). Durch Ausfüllen des Fragebogens / der Fragebögen im Ressourcenmodul der BESA-Suite wird die CPS-Punktzahl automatisch berechnet und über das Qualitätsmodul als Indikator angezeigt.