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Anwendungsbereiche

Die Mundgesundheit von Bewohnerinnen und Bewohnern von Institutionen kann durch eine gute Mundhygiene, die mit der Unterstützung des Pflegepersonals aufrechterhalten wird, deutlich verbessert werden.

Das regelmässige Entfernen von Essensresten und mikrobiellen Zahnbelägen (Plaque), die sich auf Zähnen, Kronen, Brücken, Implantaten und Prothesen ansammeln, sowie das Befeuchten der Mundschleimhaut sind einfache Massnahmen, die das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner steigern.Damit werden folgende Ziele angestrebt:

  • weniger Karies (verlangsamtes Fortschreiten)
  • weniger Zahnfleischentzündungen
  • weniger durch Prothesen verursachte Entzündungen der Mundschleimhaut
  • weniger Mundgeruch
  • Mundsoor- und Infektionsprophylaxe
  • mehr Komfort für die Bewohnerin oder den Bewohner, Achtung ihrer bzw. seiner Würde

Ernährung anpassen

Der Zusammenhang zwischen dem Verzehr von leicht vergärbaren Kohlenhydraten (Zucker, Stärke) und der Entstehung von Karies wurde nachgewiesen. Zucker wird von den Bakterien im Zahnbelag verstoffwechselt, wodurch Säuren entstehen, die für die Demineralisierung des Zahnschmelzes verantwortlich sind. Häufige Zwischenmahlzeiten (Naschen) und klebrige Lebensmittel sorgen dafür, dass die Zähne häufiger und länger in Kontakt mit Zucker kommen, und erhöhen damit das Kariesrisiko. Um dem entgegenzuwirken, sollte Folgendes beachtet werden:

  • Bei der Zubereitung von Mahlzeiten sollte konsequent fluoriertes Speisesalz verwendet werden.
  • Es sollten möglichst wenige zuckerhaltige Getränke wie Sirup bereitgestellt und stattdessen ungezuckerte oder wenig gezuckerte Tees oder Wasser angeboten werden.
  • Die durch das Kauen angeregte Speichelproduktion trägt dazu bei, Zucker aus dem Mund zu entfernen und Säuren zu neutralisieren. Allerdings neigen viele Menschen im Alter zu einem niedrigen Speichelfluss (Hyposalivation). Diesem Problem sollte Abhilfe geschaffen werden.
  • Texturmodifizierte Kost bleibt leichter an den Zahnoberflächen haften und erfordert eine entsprechende Mundpflege.

Alltägliche Handgriffe anpassen

Die Mundhygiene von betagten pflegebedürftigen Menschen ist eine der täglichen Aufgaben in Institutionen, die wirksam ausgeführt werden muss, für die Beteiligten aber nie unangenehm sein darf.

Es gibt verschiedene Tipps und Methoden, die dabei helfen, negative Erlebnisse und damit verbundenen Widerstand zu vermeiden.

  • Ein Ritual für die Zahnpflege einführen: Dies erlaubt es der Pflegefachperson, ihre Handlung punktuell zu verschieben, sollte der Zustand der Bewohnerin oder des Bewohners dies erfordern. Generell wird mit der Schaffung eines täglichen Zahnpflegerituals der Bewohnerin oder dem Bewohner Sicherheit vermittelt:
  • Dabei muss die Zahnreinigung nicht immer zur gleichen Uhrzeit erfolgen. Unter Umständen ist der Zeitpunkt nach der Morgentoilette nicht unbedingt der richtige, da die Person dann häufig müde ist und keine weitere Behandlung will. Liegt das Zähneputzen nicht drin, sollte man sich an die Person anpassen und mit etwas zeitlichem Abstand zur Körperpflege – beispielsweise später am Morgen oder am Nachmittag – einen neuen Versuch unternehmen.
  • Die Zahnpflege sollte immer am gleichen Ort durchgeführt werden.
  • Eine gute Position einnehmen: Die Pflegefachperson sollte sich leicht bewegen können und sich durch Hinknien oder Hinunterbeugen mit der Person auf Augenhöhe begeben, um sie anzusprechen. 
  • Bei kooperativen Bewohnenden stellt sich die Pflegefachperson, wenn sie Rechtshänderin ist, rechts neben die Bewohnerin oder den Bewohner, stützt mit ihrem linken Arm den Kopf und mit ihrer linken Hand den Unterkiefer.
  • Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht kooperieren (können), werden liegend in eine 3/4-Seitenlage gebracht, wobei der Kopf gegen die Pflegefachperson geneigt und der Mund geschlossen ist. Anschliessend stellt sich die Pflegefachperson, wenn sie Rechtshänderin ist, rechts neben die Bewohnerin oder den Bewohner, stützt mit ihrem linken Arm den Kopf und mit ihrer linken Hand den Unterkiefer.
  • Während des Umlagerns und des Zähneputzens ist es wichtig, dass die Pflegefachperson möglichst immer Körper- und Blickkontakt mit der Person hält und in freundlichem Ton erklärt, was sie gerade tut.
  • Verschiedene Techniken anwenden:
    • Langsam und vorsichtig die Zahnbürste in den Mund einführen, um zu vermeiden, dass sich die Person bedroht fühlt und deshalb zurückweicht. Wenn die Person eine ablehnende Haltung einnimmt, wird dieser Handgriff Stress und Aggressionen auslösen. Es empfiehlt sich daher, sie auf das Zähneputzen vorzubereiten, um so Vertrauen aufzubauen. Als Startzeichen für die Zahnreinigung kann beispielsweise ein Händedruck oder ein Berühren der Schultern dienen.
    • Wenn es der Person schwerfällt, ihren Mund offen zu halten oder sie ihren Mund nicht öffnet, kann sanft ein Keil auf eine Seite geschoben und die freie Seite geputzt werden. Anschliessend wird die Seite gewechselt.
    • Wenn die Person nicht mehr ausspucken und der Mund nicht ausgespült werden kann, wird nur eine erbsengrosse Portion fluoridhaltiger Zahnpasta verwendet.
    • Ist kein Zähneputzen möglich, wird eine chlorohexidingetränkte Kompresse («Plak Out®»-Spüllösung, Parodentosan®-Spüllösung oder andere) verwendet, die um einen Finger oder um einen Mundspatel gewickelt wird. Es gibt auch Mundpflegestäbchen, sogenannte Dental Swabs. Diese werden über die Zähne, das Zahnfleisch und die Innenseite der Wangen gestrichen, um möglichst viele Ablagerungen zu entfernen.