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Themendossiers

Psychosozialer Ansatz – Schlüsselelemente

Die tägliche Betreuung einer Person mit einer demenziellen Erkrankung konfrontiert die Pflegenden mit Herausforderungen, die ihnen eine kontinuierliche Selbsthinterfragung sowie ein hohes Mass an Demut abverlangen. Folgende Ziele sollten angestrebt werden:

 

         Weiterentwicklung der Interventionspraktiken: Auch bei ausgeprägten kognitiven Einschränkungen behält der betagte Mensch seine Vitalität, sein Entwicklungspotenzial und seine Identität. Hier einige empfehlenswerte Grundhaltungen: 

 

·       Unterteilen Sie die Welt nicht in Menschen mit und ohne neurokognitive Beeinträchtigungen.

·       Achten Sie uneingeschränkt die Menschenwürde der betagten Person und gestatten Sie ihr auch, ihre Einstellung zu sich selbst und die Haltung anderer ihr gegenüber tiefgreifend zu verändern.

·       Heben Sie hervor, was die Person mit anderen verbindet, und konzentrieren Sie sich auf ihre noch vorhandenen Fähigkeiten sowie ihre Möglichkeiten, sich zu entwickeln und wohlzufühlen.

·       Wählen Sie einen Ansatz, der die Einzigartigkeit der Person in den Mittelpunkt stellt; unterstützen Sie ihre Wünsche und fördern Sie ihre Lebensqualität, ihr Wohlbefinden und ihre gesellschaftlichen Bindungen.

·       Tragen Sie der Heterogenität der problematischen Aspekte des Alterns durch eine individualisierte, personenzentrierte Herangehensweise Rechnung, unter Berücksichtigung der vielfältigen Faktoren, die den Lebensweg der Person und ihre aktuelle Situation geprägt und beeinflusst haben.

·       Interpretieren Sie Verhaltensweisen aus dem Zusammenhang heraus, unter Berücksichtigung von Biografie, Lebenserfahrungen und körperlichen Einschränkungen und Symptomen (z.B. Schmerz).

·       Versuchen Sie, Ursache, Bedeutung und Zweck des Verhaltens zu verstehen.

·       Erkennen und anerkennen Sie Ausdrucks- und Handlungsfähigkeit.

·       Fördern Sie psychologische und psychosoziale Massnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen:

§  Konzentriert auf konkrete Alltagsziele

§  Plurifaktoriell und auf die Probleme und noch vorhandenen Fähigkeiten im Einzelfall zugeschnitten (keine «Wunderprogramme»)

§  Durch Förderung generationenübergreifender Beziehungen, die Aufrechterhaltung einer Funktion innerhalb der Gemeinschaft, das Vermitteln eines Gefühls von Identität und persönlicher Kontinuität sowie durch Kreativität; durch Abbau von Stigmatisierung und Stereotypen (Bedeutung von Wortwahl und Kommunikation) (Van der Linden, 2016)

 

         Verfolgen eines individualisierten funktionalen Ansatzes auf Basis der unbefriedigten Bedürfnisse: Gehen Sie nach einem individualisierten, auf den unbefriedigten Bedürfnissen basierenden funktionalen Ansatz vor, unter Berücksichtigung von «Zweck» und «Funktion» des problematischen Verhaltens. (Cohen-Mansfield, 2015) Mittels funktionaler Analyse lässt sich beispielsweise erkennen, dass aggressives Verhalten eine Möglichkeit sein kann, Einsamkeit und Angst auszudrücken, Scham zu vermeiden oder aber eine Reaktion auf Beschwerden, Schmerzen oder Angst darstellen kann. Diese unbefriedigten Bedürfnisse können verschiedene Ebenen betreffen:

 

·      Schmerzen, Gesundheit und körperliche Beschwerden 

·      psychologisches Unbehagen

·      Bedürfnis nach sozialen Kontakten

·      unbehagliche Umgebung

·       unangemessene Interaktionen (z. B. infantilisierende Zuwendung)

·       unzureichende Stimulation (zu viel, zu wenig, unangemessen) (Van der Linden, 2016)

 

         Verfolgen eines bedürfnis- und lebensqualitätsorientierten Ansatzes: Bewältigung der vier Übel Einsamkeit, Ohnmacht, Langeweile und sinnlose Aktivitäten:

 

·       Schaffung einer auf den Menschen zugeschnittenen Einrichtung, die stets den engen Kontakt zu anderen Personen (Vertrauensförderung), Kindern, Tieren und Pflanzen ermöglicht

·       Sicherstellung, dass die Betroffenen das Gefühl haben, die Kontrolle und Verantwortung über ihren Alltag zu behalten

·       Abwechslungsreiche und flexible Alltagsgestaltung, Förderung der Zugewandtheit gegenüber anderen

·      Anbieten von persönlich als sinnvoll erachteten Beschäftigungsmöglichkeiten (Van der Linden, 2016)