Caring nach J. Watson
Caring (übersetzt etwa «mitfühlendes Umsorgen») ist ein von Jean Watson vorgeschlagenes Pflegekonzept. Dieses Modell geht von einem breiteren humanistischen Ansatz aus, der den geistigen Aspekt des Menschenseins berücksichtigt. Caring ist das Wirken, das darauf ausgerichtet ist, eine andere Person in ihrem Gedeihen und ihrer Entwicklung zu unterstützen, d. h. ein Prozess oder ein Vorgehen, um mit einer anderen Person in eine Beziehung zu treten, die ihrer Entwicklung dienlich ist. (Watson, Waingnier & Caas, 1998)
Für Jean Watson ist Caring eine Gesamtheit von Faktoren (die sie im Gegensatz zu den «kurativen» als «karative Faktoren» bezeichnet), die einem Pflegeprozess zugrunde liegen, der sowohl die Entwicklung resp. Aufrechterhaltung der Gesundheit als auch einen friedlichen Tod begünstigt. (Watson et al., 1998)
Das Modell geht von den folgenden Grundvoraussetzungen aus:
– Ganzheitliche Vorstellung vom Menschsein: Der Mensch wird als Ganzes betrachtet, bestehend aus einem Körper (Physis), einem Geist (Intelligenz, Denken, Emotionen, Erinnerungen, Empfindungen etc.) und einer Seele (Spirituelles, Kultur, Religion, tiefe Überzeugungen und Werte). (Watson et al., 1998)
– Ein Umfeld physischer, sozialer, familiärer, gemeinschafts- und bevölkerungsbezogener Art ist bei Pflegenden und Gepflegten durch ständige gegenseitige Wechselwirkungen gekennzeichnet. (Watson et al., 1998)
– Die Gesamtheit an Wahrnehmungen, Werten, Kultur, Emotionen, Bedeutungen etc., die sich aus vergangenen, gegenwärtigen und erwarteten zukünftigen Erfahrungen ergibt, stellt den Bezugsrahmen oder das phänomenale Feld einer Person dar. (Watson et al., 1998)
– Eine transpersonale Beziehung entsteht in einem Caring-Moment zwischen zwei Individuen, wenn ihre jeweiligen Felder sich zur Generierung eines zwischenmenschlichen Prozesses überlappen. Die Beziehung strebt ein moralisches Ideal an, mit dem Anliegen, die Menschenwürde der gepflegten Person zu schützen, zu stärken und zu bewahren. (Watson et al., 1998)
Die Pflege in unserer Einrichtung wird von humanistischen und altruistischen Werten geleitet. In unseren Beziehungen zu den Bewohnerinnen und Bewohnern achten wir auf authentisches, bewusstes und offenes Auftreten, damit die Beziehung von allen als transformativ erlebt werden kann.
Die zehn karativen Faktoren nach J. Watson (Watson et al., 1998) sind:
1. Entwicklung eines altruistisch-humanistischen Wertesystems
2. Berücksichtigung und Förderung des Glaube-Hoffnung-Systems
3. Kultur der Sensibilität gegenüber sich selbst und anderen
4. Aufbau einer auf Hilfe und Vertrauen basierenden Beziehung
5. Förderung und Akzeptanz des Ausdrucks positiver und negativer Gefühle
6. Systematischer Einsatz wissenschaftlicher Problemlösungsmethoden in der Entscheidungsfindung
7. Förderung von interpersoneller Lehre / interpersonellem Lernen
8. Schaffung einer schützenden, förderlichen und/oder korrektiven mentalen, physischen, sozialen und spirituellen Umgebung
9. Hilfestellung bei der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse
10. Berücksichtigung existenziell-phänomenologischer Faktoren.